Anatomie der Dampflokomotive: Unterschied zwischen den Versionen

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Bücher, die die Aufbau und Funktionsweise einer Dampflokomotive erläutern gibt es unzählige. Aber nur die wenigsten lassen sich generell empfehlen, ohne die Interessen oder Vorbildung des Lesers zu kennen:  
 
Bücher, die die Aufbau und Funktionsweise einer Dampflokomotive erläutern gibt es unzählige. Aber nur die wenigsten lassen sich generell empfehlen, ohne die Interessen oder Vorbildung des Lesers zu kennen:  
  
 
Entweder sie zielen auf den Modellbauer ab und sind einigermaßen allgemeinverständlich, dann ist aber oft die technische Information sehr stark vereinfacht und verzerrt und teilweise schlich unrichtig, und über Details von Aufbau und Bedienung von Loks erfährt man eh nichts.  
 
Entweder sie zielen auf den Modellbauer ab und sind einigermaßen allgemeinverständlich, dann ist aber oft die technische Information sehr stark vereinfacht und verzerrt und teilweise schlich unrichtig, und über Details von Aufbau und Bedienung von Loks erfährt man eh nichts.  
  
Oder sie behandeln nur bestimmte Baureihen, zu denen dann zwar willkürlich zusammengehäufte technische Informationen gegeben werden, wobei die grundlegenden Zusammenhänge und verständnislos abgeschriebenen Fachworte wieder nicht von sich aus verständlich sind, o der auch keine Rückschlüsse auf generelle Eigentümlichkeiten von Dampflokomotiven zulassen.  
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Oder sie behandeln nur bestimmte Baureihen, zu denen dann zwar willkürlich zusammengehäufte technische Informationen gegeben werden, wobei die grundlegenden Zusammenhänge und verständnislos abgeschriebenen Fachworte wieder nicht von sich aus verständlich sind, oder auch keine Rückschlüsse auf generelle Eigentümlichkeiten von Dampflokomotiven zulassen.  
  
 
Oder es handelt sich um Nachdrucke von Handbüchern für Ausbildung und Instandhaltungs- oder Betriebsdienst, dann lesen sie sich ungefähr so spröde und staubig wie ein Gesetzestext, und der Anfänger, der eh noch nicht weiß, wie so eine Lokomotive aufgebaut ist, ist völlig überfordert, weil er nicht wissen kann, wonach er überhaupt suchen muß. Und selbst dann ist man nicht vor teilweise haarsträubenden Pauschalisierungen und groben fachlichen Fehlern und Falschdarstellungen sicher, selbst bei solch legendären Büchern wie dem Schwarze oder dem Niederstrasser.  
 
Oder es handelt sich um Nachdrucke von Handbüchern für Ausbildung und Instandhaltungs- oder Betriebsdienst, dann lesen sie sich ungefähr so spröde und staubig wie ein Gesetzestext, und der Anfänger, der eh noch nicht weiß, wie so eine Lokomotive aufgebaut ist, ist völlig überfordert, weil er nicht wissen kann, wonach er überhaupt suchen muß. Und selbst dann ist man nicht vor teilweise haarsträubenden Pauschalisierungen und groben fachlichen Fehlern und Falschdarstellungen sicher, selbst bei solch legendären Büchern wie dem Schwarze oder dem Niederstrasser.  
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Auf klare Weise und didaktisch hervorragend gegliedert wird der Aufbau und die Funktion von Dampflokomotiven in all ihren Baugruppen und Besonderheiten verständlich dargestellt, in akademischer Qualität, aber durchaus allgemeinverständlich.  
 
Auf klare Weise und didaktisch hervorragend gegliedert wird der Aufbau und die Funktion von Dampflokomotiven in all ihren Baugruppen und Besonderheiten verständlich dargestellt, in akademischer Qualität, aber durchaus allgemeinverständlich.  
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Und dennoch findet sich eine Fülle an Informationen über Detaillösungen darin, die sonst kaum dokumentiert sind. Besonders schön finde ich den ständigen Blick über den Tellerrand, wie es anderswo (insbes. USA, Frankreich, England) gemacht wird, und welche Lösung besser weil wirtschaftlicher, einfacher oder haltbarer sei. Wobei dem Autor teilweise auch der erzählerische Gaul durchgeht, so daß er auch mal eine halbe Seite lang nur darüber philosophieren kann, in welcher Sprache denn nun ein bestimmter Fachbegriff am sinnvollsten gewählt sei, um zum Schluß zu kommen, daß doch die österreichische Vokabel die verständlichste sei...
 
Und dennoch findet sich eine Fülle an Informationen über Detaillösungen darin, die sonst kaum dokumentiert sind. Besonders schön finde ich den ständigen Blick über den Tellerrand, wie es anderswo (insbes. USA, Frankreich, England) gemacht wird, und welche Lösung besser weil wirtschaftlicher, einfacher oder haltbarer sei. Wobei dem Autor teilweise auch der erzählerische Gaul durchgeht, so daß er auch mal eine halbe Seite lang nur darüber philosophieren kann, in welcher Sprache denn nun ein bestimmter Fachbegriff am sinnvollsten gewählt sei, um zum Schluß zu kommen, daß doch die österreichische Vokabel die verständlichste sei...
  

Aktuelle Version vom 23. September 2011, 21:35 Uhr

  • Titel: Anatomie der Dampflokomotive
  • Autor: Adolph Giesl-Gieslingen
  • Verlag: Slezak
  • Erscheinungsjahr: 1984 (momentan vergriffen!)
  • ISBN: 3-85416-089-5
  • 368 S., 523 Ill. - 24 x 17 cm. - Leinen
  • 98,60 DM (690,- ÖS)


Rezensent: Moritz Gretzschel


Vorbemerkung

Bücher, die die Aufbau und Funktionsweise einer Dampflokomotive erläutern gibt es unzählige. Aber nur die wenigsten lassen sich generell empfehlen, ohne die Interessen oder Vorbildung des Lesers zu kennen:

Entweder sie zielen auf den Modellbauer ab und sind einigermaßen allgemeinverständlich, dann ist aber oft die technische Information sehr stark vereinfacht und verzerrt und teilweise schlich unrichtig, und über Details von Aufbau und Bedienung von Loks erfährt man eh nichts.

Oder sie behandeln nur bestimmte Baureihen, zu denen dann zwar willkürlich zusammengehäufte technische Informationen gegeben werden, wobei die grundlegenden Zusammenhänge und verständnislos abgeschriebenen Fachworte wieder nicht von sich aus verständlich sind, oder auch keine Rückschlüsse auf generelle Eigentümlichkeiten von Dampflokomotiven zulassen.

Oder es handelt sich um Nachdrucke von Handbüchern für Ausbildung und Instandhaltungs- oder Betriebsdienst, dann lesen sie sich ungefähr so spröde und staubig wie ein Gesetzestext, und der Anfänger, der eh noch nicht weiß, wie so eine Lokomotive aufgebaut ist, ist völlig überfordert, weil er nicht wissen kann, wonach er überhaupt suchen muß. Und selbst dann ist man nicht vor teilweise haarsträubenden Pauschalisierungen und groben fachlichen Fehlern und Falschdarstellungen sicher, selbst bei solch legendären Büchern wie dem Schwarze oder dem Niederstrasser.

Bislang habe ich ein einziges wirklich bedenkenlos empfehlenswertes Werk kennengelernt: Eben den obengenannten Giesl!

Der Autor

Hier verbindet der Autor in glücklichster Weise herausragendes internationales Fachwissen mit einem wirklich brillianten Erzähltalent, so daß das Buch wirklich durchgängig wie ein Roman lesbar ist, was man von anderen, oft nur als Nachschlagewerk verwendbaren Fachbüchern wirklich nicht behaupten kann. Ich bilde mir sogar ein, es spannend zu finden!

Giesl ist einer der letzten "großen" Lokomotivkonstrukteure Mitteleuropas, Schüler Gölsdorfs und beispielsweise durch seinen Flachejektor weithin bekannt. Wahrscheinlich einer der letzten, der sich ernsthaft, erfolgreich und vor allem pragmatisch um die Modernisierung der Dampflok bemühte.

Beurteilung

Auf klare Weise und didaktisch hervorragend gegliedert wird der Aufbau und die Funktion von Dampflokomotiven in all ihren Baugruppen und Besonderheiten verständlich dargestellt, in akademischer Qualität, aber durchaus allgemeinverständlich.

Und dennoch findet sich eine Fülle an Informationen über Detaillösungen darin, die sonst kaum dokumentiert sind. Besonders schön finde ich den ständigen Blick über den Tellerrand, wie es anderswo (insbes. USA, Frankreich, England) gemacht wird, und welche Lösung besser weil wirtschaftlicher, einfacher oder haltbarer sei. Wobei dem Autor teilweise auch der erzählerische Gaul durchgeht, so daß er auch mal eine halbe Seite lang nur darüber philosophieren kann, in welcher Sprache denn nun ein bestimmter Fachbegriff am sinnvollsten gewählt sei, um zum Schluß zu kommen, daß doch die österreichische Vokabel die verständlichste sei...

Hinweis

Bedauerlicherweise ist das Buch derzeit vergriffen, so daß man es nicht neu bestellen kann. Aber vielleicht findet man es ja antiquarisch, auch in manchen Eisenbahnbuchläden stehen noch Restexemplare herum. Ansonsten kann man nur hoffen, daß sich der Slezak-Verlag möglichst bald zu einer Neuauflage entschließt.